Donnerstag, 26. Juli 2018

Warum müssen wir eigentlich ständig über Flüchtlinge reden?

Rechte Populisten bringen uns in eine unmögliche Lage. Sie zwingen uns, ständig über „die Flüchtlinge“ zu reden, als wären sie ein „Problem“. Doch die Lösung kann auch nicht darin liegen, nicht mehr über Flüchtlinge zu reden. Curt Cuisine über eine Zwickmühle.

Es macht übrigens, kurzer Einschub, kaum noch Sinn, sich um Begriffsdifferenzierung zu bemühen und etwa Flüchtlinge von MigrantInnen und diese wiederum von AusländerInnen (oder Fremden) zu unterscheiden. Denn im populistischen Verfälschungsgewitter sind das alles nur Statthalterbegriffe. Gemeint ist keine konkrete Wirklichkeit, gemeint sind keine realen Personen, sondern bloß Schreckensgespenster:
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Wir reden also nicht von einem realen Problem, wir reden von einem Phantom, das zum komplexen Phänomen geworden ist. Komplex, weil es nicht einfach wieder aus der Welt zu schaffen ist. Das Flüchtlingsthema ist zu einem Irrglauben angewachsen, zu einem Dogma, einer Keule.
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Denn solange wir über Flüchtlinge als Problem sprechen, selbst wenn wir hundertmal behaupten, dass die Flüchtlinge nicht das Problem sind, so lange haben wir unsere Finger abermals ausschließlich auf diese Wunde gelegt. Wir haben nicht etwa über dringende Fragen der Bildungspolitik gesprochen. Wir haben nicht über die nötige Neugestaltung des Pensionssystems gesprochen. Wir haben auch nicht darauf verwiesen, wie sehr die Altenpflege auf die Ausbeutung von migrantischen Arbeitskräften abhängig ist. Ganz zu schweigen davon, dass wir über Gleichstellungsfragen diskutiert hätten. Nein, wir sind den Populisten auf den Leim gegangen und haben ebenfalls nur über Flüchtlinge gesprochen.

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