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Freitag, 5. Oktober 2018

Rassismus - Das Interview, welches ich gern einmal führen würde.

........ Was mich wundert, ist, warum es an dieser Stelle, wenn es um das Thema Rassismus geht, scheint, als wären wir in dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“, wo wir immer wieder am selben Tag aufwachen, gefangen.

........ Jemand benennt Rassismus öffentlich. Daraufhin gibt es Menschen, die von Rassismus betroffen sind, die sich nun trauen, auch ihre Erlebnisse zu schildern. Direkt im Anschluss gibt es einen Aufschrei aus der gesellschaftlichen Mitte. Nicht etwa ein allgemeines Entsetzen darüber, wie so viele unserer Mitbürger täglich Alltagsrassismus ausgesetzt sind, sondern darüber, ob diese Erfahrungen denn überhaupt valide sind. Ob sie überhaupt Rassismus genannt werden dürfen. Ob diese Menschen nicht vielleicht doch zu emotional und übersensibel seien. Ob sie überhaupt ein Recht darauf haben, ihre Erfahrungen zu benennen.

....... Rassismus wird immer noch als individuelle böse Tat eines Einzelnen verstanden. ....... Und da ist eine klare gemeinsame antirassistische Haltung von allen Menschen, die sich nicht bewusst rechts positionieren wichtig, essenziell und klar gefordert. Aber: Rassismus nur aus dieser Perspektive zu betrachten ist kurzsichtig und fatal.

..... Denn, wenn solche Debatten wie #MeTwo etwas zeigen, dann dass die überwiegende Mehrheit der Alltags-Rassismuserfahrungen in dieser Gesellschaft dort passieren, wo die Menschen sitzen, die sich selbst für klar antirassistisch halten. Und die denken, dass „nicht rassistisch sein wollen“ reicht, damit Rassismus nicht reproduziert wird. Und diese gesellschaftliche Linke und Mitte sehen sich dann durch solche Erfahrungsberichte plötzlich ihrer Selbstwahrnehmung bedroht.

...... Wir müssen begreifen, dass Rassismus ein gesellschaftliches soziales Konstrukt ist. Rassismus ist nicht nur die Ausnahmetat einzelner böser Individuen. Rassismus ist verflochten in allen Strukturen, allen Institutionen, allen Bereichen unserer Gesellschaft. Wir alle wurden in eine Welt hineingeboren, in der Rassismus in unseren Denkmustern, unserer Sprache, unseren Bildern steckt. Wir alle sind rassistisch sozialisiert worden. Das ist nicht das Gleiche wie „ein Rassist sein“.
weiterlesen im Migazin





Donnerstag, 30. August 2018

#MeTwo und gaslighting - Warum Schilderung persönlicher Erfahrungen auf Ablehnung stößt

Mesut Özil hat mit der Begründung seiner Rücktrittserklärung offenbar einen Zeitnerv getroffen. Interessant waren aber nicht nur die Rassismus-Erfahrungsberichte der Bürger, sondern vor allem die Reaktionen darauf. Sie sagen viel aus. Von Lesya Skintey

......  Anscheinend haben seine Worte bei einigen Mitbürger*innen bewusste oder unbewusste Verteidigungsmechanismen ausgelöst, sodass sie sich plötzlich gezwungen sahen, über die Diskriminierungserfahrungen von Özil und vielen anderen ernsthaft debattieren zu müssen.....

...... In einem Interview mit Zeit Campus Online vom 11.8.2018 führt die Soziologin Robin DiAngelo solche abwehrenden Haltungen und Reaktionen der weißen Mehrheitsgesellschaft auf white fragility („weiße Zerbrechlichkeit“) zurück, ein Phänomen, das beschreibt, warum Weiße mit der Ablehnung auf Hinweise auf ihre „weiße Überlegenheit“ reagieren: Dadurch wird versucht, das „unangenehme Gefühl“, mit der eigenen – oft nicht bewussten – Überlegenheit konfrontiert zu werden, zu beenden. DiAngelo fasst white fragility als „ein[en] mächtige[n] Weg“ auf, „um people of color auf ihren Platz zu verweisen – und Weiße in ihrer gesellschaftlichen Machtposition zu halten“.....

...... In der Psychologie wird darunter eine Form psychischer bzw. emotionaler Gewalt verstanden, die sich gegen eine andere Person richtet: Der Gaslighter versucht in seinem Gegenüber das Gefühl zu erwecken, dass seine (des Gegenübers) Reaktionen, Wahrnehmungen, Erfahrungen und Sichtweisen nicht nur fehlerhaft, sondern komplett unbegründet sind2.....
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Laut der Forscherin können dem Gaslighting viele verschiedene Motive oder Ziele zu Grunde liegen. So kann z.B. die Ablehnung einer Diskriminierungserfahrung einer anderen Person auf den Wunsch nach einer Harmonie, die Orientierung an Autoritäten oder den Wunsch, bestehende Machtstrukturen aufrechtzuerhalten, zurückgeführt werden6. Es ist wichtig hervorzuheben, dass Gaslighting kein einmaliges Vorkommen bezeichnet, sondern mehrere Ereignisse, die sich über einen gewissen Zeitraum vollziehen, in welchem die Einwände der/des Gaslightee wiederholt ignoriert oder zurückgewiesen und alle Möglichkeiten, die eigene Sicht zu hinterfragen, von vornherein ausgeschlossen werden7. Abramson bringt es auf den Punkt: „The central desire or aim of the gaslighter […] is to destroy even the possibility of disagreement […]“8. Laut der Philosophin entsteht Gaslighting oft in den von – strukturellen oder persönlichen – Machverhältnissen geprägten Beziehungen9.
ganzer Artikel im Migazin

Donnerstag, 16. August 2018

#MeTwo-Debatte Deutsch, aber nicht deutsch genug?

Auslöser von #MeTwo war der Rücktritt Özils aus der deutschen Nationalmannschaft, der seinen Schritt unter anderem mit Rassismuserfahrungen begründete. Auch die Künstler Michel Abdollahi, Y'akoto und Idil Baydar haben ihre Erfahrung mit Rassismus gemacht. Yalda Zarbakhch lässt sie zu Wort kommen.


Freitag, 10. August 2018

Der Kulturrassismus gegen Muslime und den Islam Von Evelyn Hecht-Galinski

Ein verdrängtes Problem wurde endlich dank des Özil-Rücktritts zu einer wichtigen Debatte. Ja, wir haben ein Rassismus-Problem, und ja, es betrifft hauptsächlich Muslime. Es ist kein neues Problem, sondern eines, das schon seit Jahrzehnten latent in der Gesellschaft verankert ist.
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Der neue Rassismus hat nichts mit der Rassenideologie der Nazizeit zu tun, sondern speist sich aus Fremdenfeindlichkeit sowie einem Kulturrassismus, der sich vor allen Dingen gegen Muslime und den Islam wendet.
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Einen großen Anteil an dieser gefährlichen Entwicklung hat der deutsche Verfassungsschutz, der schon in den Nachkriegszeiten mit rechten Gruppierungen und später mit Neo-Nazis zusammenarbeitete.
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Unbestreitbare Tatsache ist, dass der Verfassungsschutz eine Affinität zu rechten Kreisen hat, während man vor den Feindbildern der Linken und Muslimen warnt.
Genau das zeigt sich für mich jetzt, wenn aktuell der Verfassungsschutz „islamistisch erzogene Kinder“ als Gefahr ausmacht die „ein nicht unerhebliches Gefährdungspotenzial“ darstellen.
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Heute, im Jahr 2018, beobachten wir eine Steigerung des Kulturrassismus gegen Muslime, der bedenkliche Ausmaße erreicht und immer gefährlichere Formen annimmt. Diese neue Art des gefährlichen sprachlichen Populismus, in dem es nicht mehr um Politikinhalte geht, sondern einzig und allein gegen Personen und deren Wurzeln und Herkunft, die man zeitlebens nie verliert.
hochbrisanter Artikel auf sicht-vom-hochblauen























#MeTwo Schule macht Rassismus. Rassismus macht Schule.

Der Lehrer setzte seine lederne Tasche auf das Pult und sagte mit schwäbischer Beflissenheit: „Kind’r heut mache m’r ebbes zum „Lied der Deutschen“, also zur Nationalhymne. Emra, Devran, Sami, ihr geht derweil auf‘n Hof naus. Des isch ja net eu‘r Sach.“ Von Sami Omar

Schule macht Rassismus und Rassismus macht Schule. Vornehmlich deshalb, weil Rassismus als Phänomen gilt, dass Schule und Gesellschaft von außen bedroht. Dabei sind es die Menschen in den Institutionen, ihre Prägungen und ihre Sozialisationen, die sie für Teile der Schülerschaft zu gefährlichen Orten machen. Die offene und verdeckte Abwertung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder ihres Aussehens ist systematisch, weil sie in vielen von denen angelegt ist, die das System ausmachen. Seine Bekämpfung ist abhängig von einem schmerzvollen Selbsterkenntnisprozess, für den die, die nicht von Rassismus betroffen sind, gar keinen Anlass sehen.



Debatte um Rassismus in Deutschland - Bringschuld der Mehrheitsgesellschaft

Unter dem Hashtag #MeTwo teilen Tausende Deutsche mit Migrationshintergrund ihre Rassismuserfahrungen. Es reicht nicht, wenn sich die Minderheit integriert, auch die Mehrheit muss sich hier bewegen, meint Armin Langer.

....... Diese empfundene fehlende Anerkennung wird auch von der jüngsten Ipsos-Studie bestätigt: Nur 46 Prozent der befragten Deutschen waren der Meinung, dass Juden Deutsche sein können - und lediglich 26 Prozent der Befragten dachten, dass eine Person gleichzeitig muslimisch und deutsch sein kann...............

Integration ist nicht gleich Selbstverleugnung: Unter dem aufklärerischen Integrationsdruck entschieden sich viele Juden für die partielle oder komplette Aufgabe der eigenen Tradition. Sie setzten sich mit Kant und Lessing auseinander, begeisterten sich für die Dichtungen von Goethe und Schiller, hörten Wagners Musik...........
Integration: nicht nur eine Bringschuld: Ein Jahrhundert nach Herzl stellt sich noch immer die gleiche Frage: Wer gehört zu Deutschland? 
Auch Muslime, People of Color, Schwarze, Sinti und Roma sowie Angehörige anderer Minderheiten kommen zu Wort und zeigen mit der derzeitigen Kampagne, dass es nicht reicht, wenn sich nur die Minderheit integriert - auch die Mehrheit muss sich integrieren. Integration hat immer zwei Seiten.


Montag, 6. August 2018

MeTwo-Debatte - Dopamin-Explosion in den sozialen Medien reicht nicht

Neben Solidarität erhalten viele MeTwo-Diskutanten Nachrichten, in denen ihnen eine „Heulsusen-Mentalität“ vorgeworfen und die klassische Täter-Opfer-Umkehr verwendet wird. Der Betroffene sei also selbst schuld, habe nicht genug gelitten, gestritten, gerungen. Die MeTwo-Debatte setze dieser Privatisierung von Schuld ein kleines Ende. Das sei ihr größter Erfolg, erklärt Hakan Demir und plädiert nun für mehr Aktionen außerhalb der sozialen Medien.

#MeTwo Die Richtung stimmt. Der Gegenwind bläst aus drei Richtungen.

Jede Erfahrung, jedes Gefühl steht eigentlich für sich und ist nicht kommentierbar. Man kommentiert sie nicht, weil es keinen Ort für das Beurteilen von Gefühlen und Erfahrungen anderer Menschen gibt, es sei denn, man erhebt sich über sie.

......... Die Kampagne #MeTwo verfolgte damit den Zweck, in einen Dialog zu treten mit Menschen mit und ohne Rassismuserfahrung, um gemeinsam einander besser zu verstehen.

......... Die Schnelligkeit und Heftigkeit der Reaktionen, vor allem aber der sich dahinter verbergende Ressourcenaufwand ist doch erstaunlich.

........ Die harschen Reaktionen in Artikeln und Berichten in den klassischen Medien hingegen haben gezeigt, dass man auch einen Nerv in der Mitte der Gesellschaft getroffen hat: Wer sich sofort angegriffen fühlt von reinen Erfahrungsberichten anderer, der hat definitiv ein Problem, dem er sich stellen sollte.

........ Angesichts der verschleiernden Sprache in den Medien, wenn es um Rassismus geht – bis heute wird in Deutschland von „Fremdenangst“ und „Ausländerfeindlichkeit“ gesprochen, wenn Rassismus gemeint ist – ist auch dies keine wirklich große Überraschung, nur die Heftigkeit und Schnelligkeit der Abwehr verwundert. So weit, so schlimm.

.......... Nun ist zum Hashtag #MeTwo ein weiterer hinzugekommen: #MyGermanDream.

.......... Ob gewollt oder nicht, wird damit denjenigen, die ihre traumatischen Erfahrungen teilen, unterschwellig signalisiert, dass sie mehr Dankbarkeit zeigen sollen. Hier kommen die Reaktionen also von innen. Der Raum für das vorwurfslose Äußern eigener Erfahrungen wurde rasend schnell von innen verengt.
Der Gegenwind bläst einem direkt aus drei Richtungen ins Gesicht: aus der Troll-Ecke rechtsaußen, aus der Mitte der Gesellschaft und aus dem Inneren der Gruppe von Menschen mit Rassismuserfahrung. Die Richtung stimmt also. Jetzt heißt es, dem Gegenwind standhalten.

ganzer Artikel im Migazin

Samstag, 28. Juli 2018

Rechtsextremisten versuchen #MeTwo-Debatte zu vereinnahmen

Durch Twitter geistert ein neuer Hashtag: Unter #MeTwo teilen Tausende Menschen ihre Erfahrungen mit Alltagsrassismus. Auch viele Prominente teilen ihre Erfahrungen mit alltäglichem Rassismus. "Wenn ich im übervollen Zug der einzige Nichtweiße bin, Polizei steigt ein, und der einzige, der seinen Ausweis zeigen muss, bin ich", schreibt etwa der Spiegel-Journalist Hasnain Kazim. Der Autor hat schon zuvor immer wieder Hassmails öffentlich gemacht, die er regelmäßig bekommt. Mittlerweile ist die Debatte auch in Österreich angekommen.

Zusätzlich versuchen Rechtsextremisten und Rassisten das Thema zu vereinnahmen. Sie beklagen, wie arm sie als "Weiße" sind und anonyme Twitter-Accounts tischen teilweise haarsträubende Geschichten auf, die von einschlägigen Gruppierungen und Personen munter verbreitet werden. Bots für die Meinungsmache an den anonymen Accounts ist auffällig, dass sich auch Twitter-Nutzer daran beteiligten, die Merkmale sogenannter Social Bots aufweisen. Mit diesen können massenhaft Einträge bei Diensten wie Twitter oder Facebook automatisch generiert werden, die so aussehen wie Posts von menschlichen Nutzern.