Rassismus ordnet unser Denken und Zusammenleben. Mit dem Schwerpunkt Alltag Rassismus wollen wir herausfinden, warum das so ist, was das für die Gesellschaft bedeutet und wie sich das verändern ließe. Den Anfang macht eine ideengeschichtliche Betrachtung.
....... Ein Jahr sticht dabei besonders heraus: 1492. Das Alhambra-Edikt ordnete die Zwangsbekehrung der Juden aus dem heutigen spanischen Gebiet an. Damit schlossen die Christen die Reconquista ab, die Rückeroberung des Landes, in dem zuvor jahrhundertelang Christen, Juden und Muslime weitgehend friedlich zusammengelebt hatten. Allerdings trauten die Christen ihren eigenen Regeln nicht, zu groß war die inzwischen theologisch begründete Angst vor Fremdkörpern. Sie verdächtigten die übergetretenen Juden, nur oberflächlich zum Christentum konvertiert zu sein und insgeheim ihr Judentum weiterzuleben........
........ Die Vorstellung, dass die Anderen fundamental anders seien als man selbst, sickerte so tief ins Bewusstsein, dass einige Europäer es gar als ihre moralische Pflicht sahen, die Versklavten zu erziehen und zu zivilisieren. Wieder andere begannen damit, die vermeintlich Primitiven zu erforschen. Es war der Beginn der Völkerkunde. Nicht selten forschten die Völkerkundler im Auftrag der Kolonialherren, die ihr Einflussgebiet besser verstehen wollten, um die Menschen darin effizienter zu unterwerfen........
........... Dass keine dieser Beweisführungen haltbar war, hielt die Nutznießer der Forschung zu keiner Zeit davon ab, sie zu glauben. Was nicht passte, wurde passend gemacht, Abweichungen einfach weggelassen.......
......Rassismus war und bleibt eine Ideologie. Eine von der Gesellschaft antrainierte Sicht auf die Welt. Seit Jahrhunderten gibt es die Ideologie, dass fundamentale Unterschiede zwischen Menschen den Status in der Welt begründen. Diese Unterschiede werden mal an Äußerlichkeiten, mal am Blut oder an den Genen festgemacht, auch an der vermeintlichen Herkunft, Kultur oder Religion......
...... Eigentlich ging es immer um Macht und ihren Missbrauch. Geld, Arbeit, Wohnraum, kulturelle und politische Teilhabe sind wertvoll. Rassismus entscheidet mit darüber, wer was davon bekommen soll.
Daraus folgt aber auch: Rassismus ist kein menschlicher Defekt, keine unheilbare Krankheit. Er ist eine Erfindung der Menschen. Deshalb kann er auch von Menschen überwunden werden.
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