Donnerstag, 26. Juli 2018

Causa Özil - Das Manifest der Vielen

Sarazzin hatte Recht, Deutschland schafft sich tatsächlich ab. Mesut Özil: U21-Europameister, Weltmeister, bester Nationalspieler 2011, 2012, 2013, 2015 und 2016, Bambi-Integrationspreisträger und Türke bei Misserfolg. Von Elif Köroğlu
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Dass in vielen Ländern wachsende rechtsextreme Tendenzen festzustellen sind, steht nicht zur Debatte. Doch im Gegensatz zu Deutschland zeigten die brasilianischen und schwedischen Fußballverbände Solidarität für ihre Spieler, als diese zur Zielscheibe von rassistischer Hetze wurden.
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Die Aussage Özils fasst die Gefühlslage all jener zusammen, die sich unter stetigem gesellschaftlichen Druck in verschiedenen Lebensbereichen beweisen müssen. Das Gefühl, das viele Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland ihr Leben lang verfolgt: Die Pflicht, mehr Leistung zu erbringen als der Rest, erfolgreicher zu sein als der Rest, pünktlicher zu sein, fleißiger zu sein, unter stetigem Druck sich zu den Grundprinzipien des deutschen Staates bekennen zu müssen.
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Durch die Verbindung des Rassebegriffs mit dem Nationalsozialismus wurde Rassismus als „historisches Phänomen“ aufgefasst, das nur mit dem Nationalsozialismus konnotiert wurde. Darüber hinaus galt der Rassismus als ein Randphänomen, das nicht mit der Mitte der Gesellschaft in Verbindung gebracht wurde. Die Erfahrungen von türkischstämmigen Bürgern und empirische Studien beweisen jedoch, dass der Alltagsrassismus und institutionelle Rassismen keine Randphänomene, sondern die Lebensrealität der Betroffenen sind.
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Ein weiterer Ort, an dem Rassismus salonfähig geworden ist, sind die Medien. SozialexpertInnen diagnostizieren als Reaktion auf die politische Debatte in den Medien eine zunehmende Mobilisierung von Alltagsrassismus sowie Polarisierung der Beziehungen zwischen den Bevölkerungsgruppen.
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„Rassismus wird akzeptabel und nicht allzu lange danach wahr, er wird zum gesunden Menschenverstand, zu dem was jeder weiß und was allgemein gesagt wird.“
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Es gibt keine Hemmschwelle mehr, Rassismus ist zur Alltagsrealität von Menschen mit Migrationshintergrund geworden. Aus diesem Grund ist Özils Rücktritt ein Manifest von Millionen von Deutschen, die im eigenen Land zu „Anderen“ gemacht wurden.

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