Samstag, 9. März 2019

Westliche Berichterstattung - Der weiße Blick auf andere Kulturen

Unverändert blüht im westlichen Journalismus die kulturelle Anmaßung. Können wir wirklich die Welt aus der Sicht einer jemenitischen Hausfrau, einer Hirtin in Bhutan oder eines alten senegalesischen Fischers erzählen? Von Charlotte Wiedemann

Wie rasch es still geworden ist um die Fälschungsaffäre beim SPIEGEL. Mir scheint, wichtige Fragen sind noch nicht einmal aufgeworfen. Welche Bedürfnisse erfüllten die gefälschten Stories? Warum werden extrem personalisierte Erzählungen vom Weltgeschehen mit Preisen überhäuft? Und wo grenzt die Fälschung an die gewohnheitsmäßigen Legenden, wenn sich der weiße Blick auf andere Kulturen richtet?

….. Distanz ist als Haltung, als Betrachterposition, zunehmend delegitimiert worden, zugunsten einer rhetorischen Unmittelbarkeit – dem vermeintlichen Blick von innen, wie Relotius ihn hochtalentiert herbei fabulieren konnte. Gibt es womöglich eine Verbindung zu den neoliberalen Individualismus-Exzessen, dem alltäglichen Ich-Ich-Ich-Gejapse, wenn personalisierte Erzählstrukturen nun dem hochkomplexen Rest der Welt übergeworfen werden? Und wo beginnt da die Fälschung?.....

…. In diesen Tagen ist oft von einer postkolonialen Globalisierung die Rede. Museen und Ethnologen beginnen einzusehen, dass sie Kontrolle abgeben müssen und nicht mehr die Zentralperspektive beanspruchen können. Was gibt der weiße Journalismus ab? Nichts. Auf die Zukunft ist er schlecht vorbereitet.....

Auszüge aus dem Artikel auf qantara.de

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