Samstag, 13. Oktober 2018

Gründung der Vereinigung "Juden in der AfD" - Nur Mittel zum Zweck

Ausgerechnet die AfD, die mit Antisemitismus Schlagzeilen macht, soll für Juden attraktiv sein? Juden in Deutschland sollten auf keinen Fall die Nähe der Rechtspopulisten suchen, sondern sich um ein Bündnis mit anderen bedrohten Minderheiten bemühen, meint der Publizist Armin Langer in seinem Kommentar.


Das Phänomen der rechtspopulistischen Parteien, die sich als Verbündete der jüdischen Gemeinden inszenieren, ist nicht neu, sondern überall in Europa zu beobachten. Marine Le Pen, Chefin des französischen "Rassemblement National", der bis Juni 2018 "Front National" hieß, drückt ihre Sympathie mit Benjamin Netanjahus Likud aus, Geert Wilders von der niederländischen "Partei für die Freiheit" nutzt seine Israel-Reisen für den selben Zweck.

Laut dem österreichischen FPÖ-Vorsitzenden Heinz-Christian Strache tritt seine Partei dem Judenhass entschieden entgegen. Und der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán begründet seine migrationsgegnerische Agenda unter anderem mit seinem angeblichen Kampf gegen den Judenhass. Einer ähnlichen Strategie folgen auch andere rechte Parteien wie die Schwedendemokraten, die belgische "Vlaams Belang" oder die italienische "Lega Nord".
Ginge es der AfD tatsächlich um die Abwehr von Judenfeindlichkeit, müsste sie auch den Antisemitismus innerhalb der Partei und unter angestammten Deutschen anprangern. Sie fokussiert aber allein auf antisemitische Straftaten, die von Zuwanderern begangen werden. Gleichzeitig haben in der Partei alle natürlichen Gegner der Juden ein Zuhause: von antisemitischen Verschwörungstheoretikern über Relativierer bis hin sogar zu Leugnern der Shoa.
Juden in Deutschland und Europa sollten deswegen auf keinen Fall die Nähe der Rechtspopulisten suchen, sondern sich um ein Bündnis mit anderen marginalisierten und von Rechtspopulisten bedrohten Minderheiten bemühen - nicht zuletzt auch mit Muslimen.

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