Die Debatte um #MeTwo wendet sich auch gegen Lehrer. Erste Erfahrungen mit Rassismus machen viele in der Schule, so die Posts. Was ist dran an dem Vorwurf?
Auch Sabine Glocks Studien bestätigen die Aktualität der Vorwürfe von #MeTwo. In einer ihrer Studien legte sie Lehrern fiktive Schülerbeschreibungen vor. Obwohl in den Beschreibungen die Fähigkeiten der Schüler gleich gut waren, stuften die Lehrer die Sprachkompetenz der Schüler mit türkischem Namen schlechter ein als die ihrer Mitschüler. Darüber hinaus fand Glock durch Tests, was Menschen mit bestimmten Gruppen assoziieren, heraus, dass Lehrer und Lehramtsstudentinnen gegenüber einer Gruppe von Schülern mit Migrationshintergrund negativer eingestellt sind als gegenüber anderen.
Dass es eine Benachteiligung in Schulen gibt, belegt auch die Studie Vielfalt im Klassenzimmer des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) und des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration aus dem Jahr 2017. In dieser breit angelegten mehrstufigen Untersuchung konnten die Wissenschaftler herausfinden, dass Lehrer gegenüber türkischstämmigen Erstklässlern niedrigere Erwartungen haben als gegenüber anderen Gruppen – selbst, wenn diese objektiv die gleichen Leistungen erbringen. Dabei sei Erwartung ein wichtiger Faktor für den Lernerfolg, sagt Tim Müller, Mitarbeiter am BIM, der an der Studie mitgewirkt hat. "Wer hohe Erwartungen an ein Kind hat, investiert in dieses mehr Zeit, lässt ihm mehr Förderung zukommen", sagt Müller. Kümmern sich Lehrer um Schüler mit Migrationshintergrund weniger, gehe die Leistungsschere weiter auseinander, so Müllers These. Und: Bekämen Schüler ihre Defizite immer wieder vorgeführt, könne das zu Demotivation und Leistungsverschlechterung führen.
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