Donnerstag, 30. August 2018

#MeTwo und gaslighting - Warum Schilderung persönlicher Erfahrungen auf Ablehnung stößt

Mesut Özil hat mit der Begründung seiner Rücktrittserklärung offenbar einen Zeitnerv getroffen. Interessant waren aber nicht nur die Rassismus-Erfahrungsberichte der Bürger, sondern vor allem die Reaktionen darauf. Sie sagen viel aus. Von Lesya Skintey

......  Anscheinend haben seine Worte bei einigen Mitbürger*innen bewusste oder unbewusste Verteidigungsmechanismen ausgelöst, sodass sie sich plötzlich gezwungen sahen, über die Diskriminierungserfahrungen von Özil und vielen anderen ernsthaft debattieren zu müssen.....

...... In einem Interview mit Zeit Campus Online vom 11.8.2018 führt die Soziologin Robin DiAngelo solche abwehrenden Haltungen und Reaktionen der weißen Mehrheitsgesellschaft auf white fragility („weiße Zerbrechlichkeit“) zurück, ein Phänomen, das beschreibt, warum Weiße mit der Ablehnung auf Hinweise auf ihre „weiße Überlegenheit“ reagieren: Dadurch wird versucht, das „unangenehme Gefühl“, mit der eigenen – oft nicht bewussten – Überlegenheit konfrontiert zu werden, zu beenden. DiAngelo fasst white fragility als „ein[en] mächtige[n] Weg“ auf, „um people of color auf ihren Platz zu verweisen – und Weiße in ihrer gesellschaftlichen Machtposition zu halten“.....

...... In der Psychologie wird darunter eine Form psychischer bzw. emotionaler Gewalt verstanden, die sich gegen eine andere Person richtet: Der Gaslighter versucht in seinem Gegenüber das Gefühl zu erwecken, dass seine (des Gegenübers) Reaktionen, Wahrnehmungen, Erfahrungen und Sichtweisen nicht nur fehlerhaft, sondern komplett unbegründet sind2.....
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Laut der Forscherin können dem Gaslighting viele verschiedene Motive oder Ziele zu Grunde liegen. So kann z.B. die Ablehnung einer Diskriminierungserfahrung einer anderen Person auf den Wunsch nach einer Harmonie, die Orientierung an Autoritäten oder den Wunsch, bestehende Machtstrukturen aufrechtzuerhalten, zurückgeführt werden6. Es ist wichtig hervorzuheben, dass Gaslighting kein einmaliges Vorkommen bezeichnet, sondern mehrere Ereignisse, die sich über einen gewissen Zeitraum vollziehen, in welchem die Einwände der/des Gaslightee wiederholt ignoriert oder zurückgewiesen und alle Möglichkeiten, die eigene Sicht zu hinterfragen, von vornherein ausgeschlossen werden7. Abramson bringt es auf den Punkt: „The central desire or aim of the gaslighter […] is to destroy even the possibility of disagreement […]“8. Laut der Philosophin entsteht Gaslighting oft in den von – strukturellen oder persönlichen – Machverhältnissen geprägten Beziehungen9.
ganzer Artikel im Migazin

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