Mittwoch, 1. August 2018

Barbara Kaufmann: Gegen das Schweigen

Wer schweigt, verzagt vor dem Lärm der Pöbler, die alles zunichte machen wollen, was uns verbindet.

...... wer schweigt, stimmt zu. Wie lang wurde geschwiegen über Gewalt, über Untaten, die Menschen anderen zufügten, immer im Schutzmantel des Schweigens? Wie viel Mut Einzelner hat es gebraucht, um dieses Schweigen zu brechen? Um dagegen aufzustehen, es anzuprangern, auch auf die Gefahr hin, ausgeschlossen zu werden, isoliert, degradiert von der Mehrheit? Wie viel Kraft, um durchzuhalten, die Anfeindungen zu überstehen, die Beschimpfungen, die Ausgrenzung aus der Gemeinschaft?
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Schweigen ist ignorant. Wer schweigt, klinkt sich aus der Gesellschaft aus. Ein Rückzug in die eigenen vier Wände, in eine Scheinsicherheit, in der man meint, dass alles bleibt, wie es ist, wenn man nur nicht darüber spricht, dass es draußen längst anders geworden ist. Härter, kälter, unmenschlicher.

Wer schweigt, verschließt sich vor den Zuständen und verspottet jene, die noch den Mut haben, sie zu benennen. Er hat sich arrangiert, es sich gut eingerichtet in der Stille, umgeben von wortloser Zustimmung, von stummen Profiteuren, die Zweifel abtun, Feigheit als Notwendigkeit verkaufen, Teilnahmslosigkeit als Vernunft. Vielleicht meint er im Innersten, dass seine Stimme ohnehin nicht zählt. Dass er nichts ändern kann. Dass es so besser ist. Und merkt erst viel zu spät: das ist es nicht.
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Wer schweigt, verzagt vor dem Lärm der Pöbler, vor dem Grölen und Brüllen von jenen, die alles zunichte machen wollen, was uns verbindet. Die Hetze, Hass und Lügen verbreiten, um die Gemeinschaft zu zerstören. Die Menschenrechte plötzlich zur Debatte stellen, ein Pro und Contra, als würden wir das Contra überleben.



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