Freitag, 31. August 2018

Warum man nicht mit Rechten reden sollte

In Chemnitz organisieren Neonazis Hetzjagden auf MigrantInnen und Linke. In Österreich stachelt die FPÖ Online-Hassmobs auf. Und trotzdem herrscht noch immer das große Missverständnis vor, man müsse den Dialog mit Rechtsextremen suchen. Damit spielt man ihnen nur in die Hände, erklärt Natascha Strobl. Hier zeigt sie, welche Strategien die Neue Rechte einsetzt, um gesellschaftliche Debatten zu dominieren und letztlich zu zerstören.

1. Der inszenierte Tabubruch
2. Den Rahmen des Sagbaren erweitern
3. Delegitimation

Gezielte Eskalation


Die Eskalation der Sprache, die wir derzeit erleben, ist kein zufälliger Wildwuchs, sondern wird gelenkt und befeuert. Das bedeutet nicht, dass irgendwo in einem Kämmerlein drei Leute bestimmen, wie eine Debatte läuft. Vielmehr liefert die Neue Rechte ein Spracharsenal, das sie seit Jahren gesellschaftlichen Multiplikator_innen anbieten. Sie betreiben Lobbyarbeit im eigenen Sinn.
Bei geschulten Kadern des Rechtsextremismus ist das durch eine Debatte niemals möglich.



Chemnitz - Ich glaube, das wär’s für heute…

Was ist da nur los in Chemnitz? Neonazis demonstrieren gegen den Tod eines „Passdeutschen“, den sie sonst wegen seiner dunklen Hautfarbe durch die Innenstadt gejagt hätten. Und sei das nicht schon merkwürdig genug… Von Stephan Anpalagan

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Die sächsische Polizei ist wenige Tage zuvor dadurch aufgefallen, dass sie die Arbeit von Journalisten behindert und Mitarbeiter bei sich beschäftigt, die regelmäßig gegen Ausländer hetzen und beim Thema Seenotrettung „Absaufen! Absaufen!“ rufen.
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Dann stellte sich auch noch heraus, dass die beiden Männergruppen nicht um eine Frau gestritten haben, sondern um Zigaretten.
Das wiederum wusste das Boulevardblatt „Bild“ nicht und hat mit ihrem ursprünglichen (falschen) Spin (wieder einmal) einen ultrarechten Narrativ bedient und den ganzen Scheiß erst in Gang gebracht.
Die Nachricht des Tages kommt von der sächsischen Polizei (bingo!): Die Nazis um Pegida-Gründer Lutz Bachmann und Pro Chemnitz haben von einem Insider innerhalb der Sicherheitsbehörden Sachsens eine vollständige Kopie des Haftbefehls des Tatverdächtigen aus Chemnitz zugespielt bekommen......



Sorge nach Eskalation in Chemnitz

In Chemnitz wird ein 35-Jähriger getötet. Als Reaktion ziehen 800 mutmaßliche Rechte durch die Stadt, Zeugen berichten von Hetzjagden auf Migranten. Politiker rufen zur Besonnenheit auf. Es gibt Haftbefehle.
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800 ziehen durch die Stadt

Als Reaktion auf den Vorfall zogen am Sonntag nach Aufrufen in sozialen Netzwerken laut Polizei rund 800 Menschen durch die Innenstadt. Laut Polizei waren darunter etwa 50 Gewaltbereite. Auf im Internet kursierenden Videos ist zu sehen, wie Teilnehmer „Wir sind das Volk“ und „Das ist unsere Stadt“ skandieren. Ein Video zeigt eine Attacke auf einen ausländisch aussehenden Mann. Laut Polizei hatten die Gewaltbereiten in der Menschenansammlung das Sagen. Polizisten seien aus der Gruppe heraus mit Flaschen und Steinen beworfen worden, die Beamten hätten Pfefferspray und Schlagstöcke eingesetzt, um der Lage Herr zu werden.
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Seibert: „Nehmen wir nicht hin“

Für die Bundesregierung sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin: „Solche Zusammenrottungen, Hetzjagden auf Menschen anderen Aussehens, anderer Herkunft, oder der Versuch, Hass auf den Straßen zu verbreiten, nehmen wir nicht hin.“ In Deutschland sei kein Platz für Selbstjustiz und für „Gruppen, die auf den Straßen Hass verbreiten wollen, für Intoleranz und für Extremismus“.

Donnerstag, 30. August 2018

#MeTwo und gaslighting - Warum Schilderung persönlicher Erfahrungen auf Ablehnung stößt

Mesut Özil hat mit der Begründung seiner Rücktrittserklärung offenbar einen Zeitnerv getroffen. Interessant waren aber nicht nur die Rassismus-Erfahrungsberichte der Bürger, sondern vor allem die Reaktionen darauf. Sie sagen viel aus. Von Lesya Skintey

......  Anscheinend haben seine Worte bei einigen Mitbürger*innen bewusste oder unbewusste Verteidigungsmechanismen ausgelöst, sodass sie sich plötzlich gezwungen sahen, über die Diskriminierungserfahrungen von Özil und vielen anderen ernsthaft debattieren zu müssen.....

...... In einem Interview mit Zeit Campus Online vom 11.8.2018 führt die Soziologin Robin DiAngelo solche abwehrenden Haltungen und Reaktionen der weißen Mehrheitsgesellschaft auf white fragility („weiße Zerbrechlichkeit“) zurück, ein Phänomen, das beschreibt, warum Weiße mit der Ablehnung auf Hinweise auf ihre „weiße Überlegenheit“ reagieren: Dadurch wird versucht, das „unangenehme Gefühl“, mit der eigenen – oft nicht bewussten – Überlegenheit konfrontiert zu werden, zu beenden. DiAngelo fasst white fragility als „ein[en] mächtige[n] Weg“ auf, „um people of color auf ihren Platz zu verweisen – und Weiße in ihrer gesellschaftlichen Machtposition zu halten“.....

...... In der Psychologie wird darunter eine Form psychischer bzw. emotionaler Gewalt verstanden, die sich gegen eine andere Person richtet: Der Gaslighter versucht in seinem Gegenüber das Gefühl zu erwecken, dass seine (des Gegenübers) Reaktionen, Wahrnehmungen, Erfahrungen und Sichtweisen nicht nur fehlerhaft, sondern komplett unbegründet sind2.....
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Laut der Forscherin können dem Gaslighting viele verschiedene Motive oder Ziele zu Grunde liegen. So kann z.B. die Ablehnung einer Diskriminierungserfahrung einer anderen Person auf den Wunsch nach einer Harmonie, die Orientierung an Autoritäten oder den Wunsch, bestehende Machtstrukturen aufrechtzuerhalten, zurückgeführt werden6. Es ist wichtig hervorzuheben, dass Gaslighting kein einmaliges Vorkommen bezeichnet, sondern mehrere Ereignisse, die sich über einen gewissen Zeitraum vollziehen, in welchem die Einwände der/des Gaslightee wiederholt ignoriert oder zurückgewiesen und alle Möglichkeiten, die eigene Sicht zu hinterfragen, von vornherein ausgeschlossen werden7. Abramson bringt es auf den Punkt: „The central desire or aim of the gaslighter […] is to destroy even the possibility of disagreement […]“8. Laut der Philosophin entsteht Gaslighting oft in den von – strukturellen oder persönlichen – Machverhältnissen geprägten Beziehungen9.
ganzer Artikel im Migazin

Sonntag, 26. August 2018

Flying to Hajj

Follow the journey millions of Muslims make to reach Mecca for the annual pilgrimage.

Every year, over two million Muslim pilgrims from around the world descend on Mecca to perform the Hajj.
With the convenience of modern air travel, a journey that once took months on camelback can now be completed within hours.
Last year, 94 percent of international pilgrims travelled to Mecca by plane, five percent by land and one percent by sea.



The Rohingya's dark anniversary must spur global action

 It is not enough to end the violence against the Rohingya. Far more must be done to ensure their safety in Myanmar.
It was exactly one year ago, on 25 August 2017, that the Myanmar military launched a murderous "clearance operation" in Rakhine State. In the space of a few months, the security forces and their proxies killed thousands of Rohingya people, torched scores of villages to the ground, engaged in widespread sexual violence, and drove more than 700,000 women, men and children to flee into Bangladesh.
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Myanmar has for decades pursued its genocidal policies against Rohingya, and the violence that started last year merely echoes similarly brutal military campaigns in the late 1970s and early 1990s. The world must act now to break this cycle of violence.
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While Myanmar has announced a "commission of inquiry" into the violence in Rakhine State, this is just another smokescreen for the international community. Myanmar has a long track record of establishing similar bodies which have never led to anything but whitewashes of its crimes.
weiterlesen auf aljazeera



Sonntag, 19. August 2018

Die undankbaren Palästinenser - Im Mittleren Osten werden Opfer zu Tätern erklärt.

Da pumpt man Millionen und Abermillionen nach Palästina, aber das palästinensische Pack kennt einfach keine Dankbarkeit. Statt mehr zu essen und „bessere Job-Chancen“ — in Aussicht gestellt durch einen „Jahrhundert-Deal“ — wollen sie doch tatsächlich Souveränität, Sicherheit, Würde. Also wirklich! Eine Entzauberung des „Jahrhundert-Deals“ von Robert Fisk.

...... Ich habe schon früher angemerkt, dass dies Geld für Frieden statt Land für Frieden bedeutet – US-Dollars statt einer Hauptstadt in Jerusalem, statt der Beendigung jüdischer Kolonisation, statt eines „Rückkehrrechts“ und so weiter. Eine wahrhaft Trump‘sche Lösung.........

Zuckerbrot und Peitsche

Die chronologische Rückschau der Ereignisse lässt den „Deal“ sogar noch zynischer erscheinen. Zuerst gibt Trump den Israelis Jerusalem. Dann, als die Palästinenser es wagen, sich zu beschweren, kürzt er ihre Hilfsleistungen und treibt sie in die Verzweiflung.

Danach bietet er ihnen an – mit freundlicher Empfehlung Jareds –, sie mit Geld in Form des „ultimativen Deals“ zu überschütten, wenn sie nur endlich mit ihren maßlosen, irrationalen, antisemitischen, naziartigen und rassistischen Forderungen nach Eigenstaatlichkeit, Würde und einem Ende der Kolonisation aufhörten.






Das Feindbild Islam - Der Hass auf Muslime wurde über Jahre geschürt.

CDU und CSU inszenieren derzeit medienwirksam eine Show zu der Frage, wie wir Deutschen mit Flüchtlingen und Migranten umgehen sollen. Aber die Genese des Feindbilds Islam geht weit vor den aktuellen Konflikt zwischen Merkel und Horst Seehofer zurück — und folgt klar erkennbaren Mustern der Meinungsmanipulation.

Die Argumente der Politiker spiegeln die beiden Positionen innerhalb der Bevölkerung wider (1). Je nach Sichtweise stehen sich „naive Gutmenschen“ und „empathielose Rechte“ (2) emotional hoch aufgeladen gegenüber. Könnte es sein, dass beide Seiten einer Meinungsmanipulation zum Opfer fallen? Ist das ein weiterer Ausdruck des Prinzips „Teile und herrsche“?

Glauben Sie an humanitäre Kriege? Glauben Sie an Pässe von Terroristen, die aus brennenden Flugzeugen fallen? Glauben Sie an die Islamisierung des Abendlandes?

Ich bin mir fast zu 100 Prozent sicher, dass Sie die beiden ersten Fragen mit „Nein, natürlich nicht!“ beantworten. Inzwischen hat sich herum gesprochen, dass die meisten Zeitungsmeldungen aus vorgefertigtem Material der großen Presseagenturen entstehen.

Bei einem Thema glauben viele kritische Bürger allerdings unreflektiert allen Berichten der Zeitungen: bei der Darstellung „der Muslime“. Ein erstaunliches Phänomen von partieller Manipulationsresilienz. Immer wenn einer Gruppe pauschal negative Eigenschaften zugeschrieben werden, sollten wir misstrauisch werden. Das kennen wir noch aus dem Dritten Reich oder aktueller von den Forschungen Professor Mausfelds.

Donnerstag, 16. August 2018

A Palestinian Bedouin Village Braces for Forcible Transfer as Israel Seeks to Split the West Bank in Half

........ The village, which is home to less than 200 people and where the only building with walls is a school made of mud and old tires, has become the latest front line in a conflict over land that for decades has determined the fates of Palestinians like the Jahalin. Israel wants the village razed, its residents evicted, and their land annexed to its ever-expanding settlements. Khan al-Ahmar residents say they are not going anywhere and have been able to rally remarkable international support around their cause, delaying demolition through a yearslong legal battle that remains nonetheless stacked against them......

One Million Muslim Uighurs Have Been Detained by China, the U.N. Says. Where’s the Global Outrage?

It was on September 16, 2001, five days after the 9/11 attacks, that President George W. Bush declared his now-infamous “war on terrorism.” Other governments around the world followed suit — but few matched the speed, intensity, and sheer cynicism with which the autocrats in Beijing aligned themselves with the Bush Administration.
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Fast forward 17 years: On Friday, a panel of U.N. human rights experts said Uighurs in Xinjiang were being treated as “enemies of the state” and announced that it had received credible reports about the “arbitrary and mass detention of almost 1 million Uighurs” in “counter-extremism centers.”
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Other economic factors come into play, too: Xinjiang is home to the country’s largest reserves of coal and natural gas.
Fighting terrorism, though, has become a useful cover for authoritarian governments around the world.


#MeTwo-Debatte Deutsch, aber nicht deutsch genug?

Auslöser von #MeTwo war der Rücktritt Özils aus der deutschen Nationalmannschaft, der seinen Schritt unter anderem mit Rassismuserfahrungen begründete. Auch die Künstler Michel Abdollahi, Y'akoto und Idil Baydar haben ihre Erfahrung mit Rassismus gemacht. Yalda Zarbakhch lässt sie zu Wort kommen.


Freitag, 10. August 2018

Der Kulturrassismus gegen Muslime und den Islam Von Evelyn Hecht-Galinski

Ein verdrängtes Problem wurde endlich dank des Özil-Rücktritts zu einer wichtigen Debatte. Ja, wir haben ein Rassismus-Problem, und ja, es betrifft hauptsächlich Muslime. Es ist kein neues Problem, sondern eines, das schon seit Jahrzehnten latent in der Gesellschaft verankert ist.
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Der neue Rassismus hat nichts mit der Rassenideologie der Nazizeit zu tun, sondern speist sich aus Fremdenfeindlichkeit sowie einem Kulturrassismus, der sich vor allen Dingen gegen Muslime und den Islam wendet.
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Einen großen Anteil an dieser gefährlichen Entwicklung hat der deutsche Verfassungsschutz, der schon in den Nachkriegszeiten mit rechten Gruppierungen und später mit Neo-Nazis zusammenarbeitete.
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Unbestreitbare Tatsache ist, dass der Verfassungsschutz eine Affinität zu rechten Kreisen hat, während man vor den Feindbildern der Linken und Muslimen warnt.
Genau das zeigt sich für mich jetzt, wenn aktuell der Verfassungsschutz „islamistisch erzogene Kinder“ als Gefahr ausmacht die „ein nicht unerhebliches Gefährdungspotenzial“ darstellen.
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Heute, im Jahr 2018, beobachten wir eine Steigerung des Kulturrassismus gegen Muslime, der bedenkliche Ausmaße erreicht und immer gefährlichere Formen annimmt. Diese neue Art des gefährlichen sprachlichen Populismus, in dem es nicht mehr um Politikinhalte geht, sondern einzig und allein gegen Personen und deren Wurzeln und Herkunft, die man zeitlebens nie verliert.
hochbrisanter Artikel auf sicht-vom-hochblauen























Mesut Özil und die Meinungsfreiheit in Deutschland




Von Evelyn Hecht-Galinski

Schmerzlich muss ich eingestehen, dass ich den deutschen Antitürkismus und Rassismus speziell gegen Muslime bisher noch unterschätzt hatte.........


Ein einziges Foto hat tatsächlich eine riesige Debatte eröffnet, die uns alle nachdenklich machen sollte. Hat Özil nicht vollkommen recht?.......


Warum darf sich ein deutscher Nationalspieler wie Özil nicht mit dem türkischen Präsidenten abbilden lassen? Gilt das Grundgesetz in Deutschland nicht auch für deutsche Nationalmannschaftsspieler? Welche Werte hat er verraten? Es ist ein Trauerspiel, was sich hier ereignet – verstärkt durch das deutsche Sommerloch........


Während Vodafone sich gerade von Özil als Werbeträger verabschiedete, zeigt auch das nur, wie tief verwurzelt der Antitürkismus in der Gesellschaft ist. Meint Vodafone wirklich damit neue Kunden zu gewinnen? Türkische und andere muslimische Bürger sollten es sich zweimal überlegen, ob sie diese Firma brauchen........


„Der Türke hat seine Schuldigkeit getan, der Türke kann gehen.“ Nein bitte geht nicht, liebe türkische Freunde, sondern bleibt und haltet der Gesellschaft ihren rassistischen Spiegel vor. Alles das, was bei anderen Nationalitäten keine Rolle spielt, kommt gegenüber Muslimen zum Vorschein. Weil sie von Seiten einiger aus die „falsche“ Religion zu haben scheinen, wird dem ganzen Rassismus und Vorurteilen bei Muslimen freien Lauf gelassen. Dieser Rassismus ist beschämend und trifft uns ALLE!