Sonntag, 21. Februar 2021

Jahrestag des Anschlags in Hanau: „Nie wieder“? Von wegen – in Deutschland hört es nie auf

.....Zwölf Monate hatte die Initiative 19. Februar in Hanau recherchiert, zwölf Monate, in denen sie sich im Stich gelassen gefühlt haben von Behörden und Staat, in denen viel Vertrauen in das Rechtssystem unwiederbringlich verloren ging. Dabei hätte Hanau eine Zäsur sein müssen.....

..... Denn Hanau war nicht der erste rassistisch motivierte Mordanschlag auf bundesdeutschem Boden. Ihm gingen Mölln, Rostock, Halle voraus. Istha, Hamburg, Solingen. Garbsen, Hannover, München, Berlin. Die Liste ist endlos, eine Topographie des Grauens und des Hasses. Und sie lässt kaum einen Flecken in diesem Land aus, zieht sich aus der alten Bundesrepublik in die neuen Länder, von der Küste bis zu den Alpen, durch ländliche Regionen und Großstädte.

Ausgerechnet in diesem Land, das immer wieder „nie wieder“ schwört. Aber welchen Wert hat dieser Satz angesichts rechtsradikaler Kontinuitäten über die Dekaden hinweg? Rassismus in all seinen Formen, von Antisemitismus über Islamophobie bis hin zu Anti-Schwarzen Rassismus, beginnt – und endet – nicht mit Morden und Anschlägen.....

.... Denn Rassismus beginnt nicht erst beim Mord, sondern schon viel früher. Es beginnt mit Ignoranz......

.... Diese Ignoranz offenbart vor allem eines: Menschen, die nicht dem Selbstbild der vermeintlichen Mehrheitsgesellschaft entsprechen, werden nicht als Teil der Gemeinschaft gesehen. Man kann sie vergessen, man kann sie ignorieren....

.... Rassismus beginnt schon mit unsensibler Sprache

Es beginnt schon mit der Sprache. Mit Begriffen wie „Fremdenfeindlichkeit“, die tausende Bürger*innen dieses Landes kurzerhand zum vermeintlich Anderen, zu Fremden erklärt. Hanau war keine „fremdenfeindliche“ Tat und es war kein „Ausländerhass“: Diese Worte zu nutzen, bedeutet, die Argumentationsmuster der Rassisten anzunehmen.....

..... Das Schicksal der Hinterbliebenen von Hanau ist eng verwoben mit unserem gesellschaftlichen Umgang mit Rassismus. Und solange wir uns nicht unserem Rassismusproblem stellen, kann es keine Aufklärung geben, kein Ende und vor allem: keinen Frieden.

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