Feministinnen, die Kopftücher von Mädchen verbieten wollen, verraten die
Sache der Frauen - und spielen den Rechtspopulisten in die Hände,
schreibt Meredith Haaf in ihrem Debattenbeitrag.
..... Doch in der aktuellen Themen- und Prioritätensetzung von
Gruppierungen wie Terre des Femmes oder der Zeitschrift Emma zeigt sich,
dass die Sicht auf den Islam als Motor gesellschaftlicher Übel nicht
nur bei Rechtskonservativen, bei den Identitären oder der AfD zu finden
ist.
In einflussreichen feministischen Kreisen setzt sich eine Perspektive
durch, aus der der Islam als angeblich übermächtiger Hauptträger
patriarchaler Verhältnisse in diesem Land interpretiert wird. Die
dazugehörige Argumentation ist bestenfalls antiliberal und teilweise
nahe am Rechtspopulismus. Es drängt sich die Frage auf, wie eng die
Verbindung von Feminismus und progressiver Politik überhaupt (noch) ist......
..... In öffentlichen Räumen, in Schulen, Rathäusern, aber auch auf der Straße
soll es Mädchen untersagt werden, Hijab zu tragen. Begründet wird die
Forderung mit der Praxis mancher muslimischer Familien, schon
Grundschülerinnen das Kopftuch anzuziehen.
Dies "markiert die Mädchen als Verführerinnen und Sexualwesen" und
würdige sie aufgrund ihres Geschlechts herab. Das "Kinderkopftuch" nehme
außerdem auf die Entwicklung muslimischer Mädchen einen schädigenden
Einfluss, diese gewöhnten sich so früh daran, dass sie auch als
erwachsene Frauen rein psychologisch außerstande wären, sich gegen das
Tuch zu entscheiden. Es sei die Aufgabe des Staates, dafür zu sorgen,
dass alle Mädchen in diesem Land unter denselben Bedingungen aufwachsen
könnten.Man muss weder das muslimische Kopftuch im Allgemeinen besonders
schutzwürdig noch das Kinderkopftuch akzeptabel finden, um hier ein
logisches Problem zu sehen: Denn ziehen nicht viele westliche Eltern
Achtjährigen T-Shirts an, auf denen "Tussi" steht, oder Bikini-Oberteile
zur Verhüllung der weiblichen Kinderbrust?......
....... Der Wunsch von Feministinnen nach staatlicher Repression ist menschenfeindlich
Gesetze, die Frauen vor ihrer eigenen Praxis schützen sollen, sind
als feministische Forderungen nicht nur einigermaßen absurd,
insbesondere, wenn man sich mit den menschlichen Folgen solcher Gesetze
nicht beschäftigt. Dahinter offenbart sich zudem eine bemerkenswert
unkritische Haltung gegenüber dem Staat als historisch tragender Säule
patriarchaler Ordnungen, die Feministinnen nicht gut steht......
Das sollten gerade diejenigen wissen, die sich sonst immer gegen die
Diskriminierung ihrer Geschlechtsgenossinnen engagieren. Wer etwas
anderes vertritt, macht sich gemein mit einer Politik, die nicht einfach
wenig frauenfreundlich ist. Sondern zutiefst menschenfeindlich.
Ein Artikel in quantara.de aus 2017 und topaktuell
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen