Mittwoch, 18. April 2018

Kopftuch-Debatte - Wie islamfeindlich ist der Feminismus?

Feministinnen, die Kopftücher von Mädchen verbieten wollen, verraten die Sache der Frauen - und spielen den Rechtspopulisten in die Hände, schreibt Meredith Haaf in ihrem Debattenbeitrag.

.....  Doch in der aktuellen Themen- und Prioritätensetzung von Gruppierungen wie Terre des Femmes oder der Zeitschrift Emma zeigt sich, dass die Sicht auf den Islam als Motor gesellschaftlicher Übel nicht nur bei Rechtskonservativen, bei den Identitären oder der AfD zu finden ist.
In einflussreichen feministischen Kreisen setzt sich eine Perspektive durch, aus der der Islam als angeblich übermächtiger Hauptträger patriarchaler Verhältnisse in diesem Land interpretiert wird. Die dazugehörige Argumentation ist bestenfalls antiliberal und teilweise nahe am Rechtspopulismus. Es drängt sich die Frage auf, wie eng die Verbindung von Feminismus und progressiver Politik überhaupt (noch) ist......

..... In öffentlichen Räumen, in Schulen, Rathäusern, aber auch auf der Straße soll es Mädchen untersagt werden, Hijab zu tragen. Begründet wird die Forderung mit der Praxis mancher muslimischer Familien, schon Grundschülerinnen das Kopftuch anzuziehen.
Dies "markiert die Mädchen als Verführerinnen und Sexualwesen" und würdige sie aufgrund ihres Geschlechts herab. Das "Kinderkopftuch" nehme außerdem auf die Entwicklung muslimischer Mädchen einen schädigenden Einfluss, diese gewöhnten sich so früh daran, dass sie auch als erwachsene Frauen rein psychologisch außerstande wären, sich gegen das Tuch zu entscheiden. Es sei die Aufgabe des Staates, dafür zu sorgen, dass alle Mädchen in diesem Land unter denselben Bedingungen aufwachsen könnten.Man muss weder das muslimische Kopftuch im Allgemeinen besonders schutzwürdig noch das Kinderkopftuch akzeptabel finden, um hier ein logisches Problem zu sehen: Denn ziehen nicht viele westliche Eltern Achtjährigen T-Shirts an, auf denen "Tussi" steht, oder Bikini-Oberteile zur Verhüllung der weiblichen Kinderbrust?......

....... Der Wunsch von Feministinnen nach staatlicher Repression ist menschenfeindlich
Gesetze, die Frauen vor ihrer eigenen Praxis schützen sollen, sind als feministische Forderungen nicht nur einigermaßen absurd, insbesondere, wenn man sich mit den menschlichen Folgen solcher Gesetze nicht beschäftigt. Dahinter offenbart sich zudem eine bemerkenswert unkritische Haltung gegenüber dem Staat als historisch tragender Säule patriarchaler Ordnungen, die Feministinnen nicht gut steht......

Das sollten gerade diejenigen wissen, die sich sonst immer gegen die Diskriminierung ihrer Geschlechtsgenossinnen engagieren. Wer etwas anderes vertritt, macht sich gemein mit einer Politik, die nicht einfach wenig frauenfreundlich ist. Sondern zutiefst menschenfeindlich.
Ein Artikel in quantara.de aus 2017 und topaktuell


 

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