Dem Zerfall von Familie und Gesellschaft können
wir nur mit Solidarität begegnen.
von Christoph Pfluger
Der Grundsatz blieb immer derselbe, auch wenn sich die Details im Lauf der Zeit
ständig änderten: Die Erwachsenen sorgen für die Kinder, wenn sie klein und
hilflos sind. Dafür schauen diese als Erwachsene nach den Alten, wenn Hilfe
nötig ist.
Dieser Vertrag wird nicht gebrochen, er bricht. Er zerfällt unter der Last von
mindestens drei historischen, schwer zu bändigenden Kräften:
der demografischen Entwicklung, der Verschuldung und der Beschleunigung.
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Es ist nicht leicht, angesichts der aktuellen demografischen Zahlen zuversichtlich
zu bleiben. Die Kombination von Geburtenrückgang und Lebensverlängerung
produziert ein historisch einmaliges Verhältnis zwischen Leistungserbringern
im Erwerbsalter und Leistungsempfängern nach der Pensionierung.
Zudem haben wir nicht mehr drei, sondern vier Generationen mit wechselseitigen
Abhängigkeiten: Kinder und Jugendliche, Erwerbstätige,
Jungrentner und Hochbetagte.
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Mittlerweile hat sich das Leben derart beschleunigt, dass die Managementberater
empfeh-len, sich täglich neu zu erfinden. Doch wer jeden Morgen als neuer
Mensch erwachen muss, verliert die Beziehung zu den Freunden von gestern.
Das Leben verändert sich heute während eines einzigen Lebens praktisch zur
Unkenntlichkeit. Der alte Mensch steht ratlos vor dem Ticketautomat, die Welt
fährt ihm buchstäblich davon. Der Junge erreicht zwar den Zug, kommt aber
nie ans Ziel, weil er, versunken ins Handy, gleichzeitig nirgendwo und überall ist.
Beziehung ist nicht mehr möglich, schon gar nicht zwischen den Generationen.
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