Mittwoch, 26. September 2018

Rassismus in Medien - Wer hat Ahnung vom schwarzen Mann?

Für deutsche Medienmacher scheinen schwarze Menschen alle gleich auszusehen: ein Long Read über einen Rassismus jenseits von Chemnitz und Köthen. Von Timo Al-Farooq

..... Kenia oder Nigeria, Hauptsache Afrika? Dass man in einem angeblich so entwickelten Land wie Deutschland, wo es an Bildungsmöglichkeiten nicht mangelt, den Präsidenten eines der wirtschaftlich und kulturell wichtigsten Staaten Afrikas – vielleicht sogar des wichtigsten Staates Afrikas – nicht kennt (der darüber hinaus auch noch ein Staat ist, aus dem Deutschland einen beträchtlichen Teil seines Erdöls und Erdgases bezieht, 2017 im Wert von 1.341.713.000 €! Quelle: Außenwirtschaftsportal Bayern), finde ich persönlich schon traurig genug.

..... Aber dass man als Journalist – und auch die heute Show-Macher sind Journalisten, meist auch gar keine schlechten – ein Foto einer prominenten Person des öffentlichen Lebens veröffentlicht und sich nicht einmal die Mühe macht, herauszufinden, wer das eigentlich ist, das ist arbeitsethisch unterirdisch und spricht Bände über das Verhältnis der Deutschen zu anderen Kulturen und Staaten im Allgemeinen und dem afrikanischen Kontinenten im Besonderen.

.... Sehen auch für den kicker etwa alle Schwarzen gleich aus? Nach dem Motto Diaby oder Dagba: Hauptsache Frankreich? Würde bei weißen Spielern dem größten deutschen Fußballblatt auch solch ein „Fehler“ unterlaufen?

..... Schneeweiße Meinungsmacher
Das Hauptproblem, weshalb solche Schlampereien überhaupt möglich sind: ein struktureller Rassismus in Deutschland, der die eklatante Unterrepräsentation von nichtweißen Deutschen/Deutschen mit Migrationshintergrund in Medien ermöglicht und perpetuiert. Das hat für den Journalismus zur Folge, dass Themen, die Migranten betreffen, ausschließlich und by default von Nichtmigranten behandelt, bearbeitet und kommentiert werden, auch wenn sie zum einen nicht dazu befähigt sind, weil ihre Lebensrealität und Erfahrungshorizonte gänzlich andere sind als jene von Menschen mit Migrationshintergrund (siehe #metwo); und weil zum anderen ihre eigenen weißen, eurozentrischen Vorurteile – ob offenkundig oder unterbewusst – einer fairen, vorurteilsfreien und damit professionellen journalistischen Verarbeitung im Weg stehen.


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