Sonntag, 14. April 2019

Was meint Kulturminister Gernot Blümel, wenn er Kultur sagt?

Kürzlich wurde eine dubiose Anfrage aus dem Ministerium an die Akademie des Österreichischen Films bekannt. Der Verdacht besteht, dass Kulturminister Gernot Blümel mit Kritik nicht umgehen kann. Ohnehin sieht es für kritische Kunst in Österreich nicht gut aus.

.... Bisher fiel der Kulturminister hauptsächlich durch geringe Kenntnis heimischer Kunst- und Kulturproduktion auf. In Reden und öffentlichen Statements entfaltet sich einerseits das schimmernde Bild eines reaktionären Europapolitikers, der von der antiquierten, privilegierten und unkritischen Version einer Europäischen Idee aus dem 19. Jahrhundert beseelt scheint. Andererseits tritt darunter das Gesicht eines uninformierten und desinteressierten Machtpolitikers zutage, dem Fragen um gesellschaftliche Veränderung in Richtung Gerechtigkeit und gleichberechtigter Teilhabe nicht wirklich den Schlaf rauben.....

.... Der Minister hat schlicht kein Interesse an kritischer Kunst. Wäre es anders, hätte Blümel gegen die Streichung der Fördermittel für das Anschläge-Magazin sowie viele andere kritische Kunst- und Kulturinitiativen, allen voran feministische und migrantische, protestiert. Aussagen über die gesellschaftspolitische Aufgabe von Kunst und Kultur muss man in Blümels Texten suchen gehen. Das Staatsbudget wird zunehmend aristokratisch verteilt. Dem Kulturgenuss bourgeoiser Touristinnen wird die Kunst des Bewahrens längst vergangener Werke aus Musik und Malerei vorgelegt. Alteingesessenes erhält Förderungen, Sponsoring, mediale Aufmerksamkeit und wird international zum Stolz der Nation erklärt.

.... Österreichs Künstlerinnen und Kulturschaffende entscheiden sich immer mehr bewusst zur Angstfreiheit, zur Selbstorganisation und zum Zusammenschluss. Dass die Abgewöhnung staatlicher Finanzierung ganz im Sinne des Regierungsprogramms ist, bleibt als bitterer Geschmack bei aller Freude um die Solidarität unter Kunst- und Kulturschaffenden zurück.

Artikel im Mosaik-blog

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