Mittwoch, 27. Juni 2018

Islamfeindlichkeit Rassismus unter dem Deckmantel der Religionskritik

Der Trend zur Ethnisierung der Religionszugehörigkeit und religiösen Aufladung ethnischer Zuordnungen hat zur Folge, dass das Muslim-Sein und das Deutsch-Sein zunehmend als Antagonismus angesehen wird. Von Yasemin Shooman
....... Auch wenn die meisten dokumentierten antimuslimischen Straftaten von Rechtsextremen verübt werden, so sind ablehnende und abwertende Haltungen gegenüber Islam und Muslimen ein weitverbreitetes Phänomen, nicht nur in Deutschland, sondern in allen europäischen Ländern.
........ Für den europaweit erstarkten Rechtspopulismus besitzt die Islamfeindlichkeit eine hohe Bindekraft.
......... Ihre Wahlerfolge zeugen davon, dass diese Strategie aufgeht. Die antimuslimische Rhetorik dient ihnen als Modernisierungsstrategie und hat die alte Parole "Ausländer raus" vielfach abgelöst. Muslime werden dabei zur "unintegrierbaren" Minderheit erklärt und als "Andere im Inneren" Europas exkludiert.
....... Seit mehr als zwei Jahrzehnten wird daher eine zunehmende Verschiebung vom biologistisch argumentierenden Rassismus hin zu einem kulturell begründeten Rassismus konstatiert. Zu diesen Ausformungen gehört auch der antimuslimische Rassismus.
....... Es fällt auf, dass eine rhetorische "Umwegkommunikation", die vorgeblich nur den Islam angreift, mitunter als Argumentationsfigur bemüht wird, um dem Rassismusvorwurf zu entgehen. Deutlich wird dies beispielsweise in der Selbstbezeichnung rechtspopulistischer Akteure als "Islamkritiker".
........ Antimuslimische Diskurse sind daher durchzogen von dem Bedürfnis, Muslimen auf einen gesellschaftlich untergeordneten Rang zu verweisen sowie ihre Zugehörigkeit zur deutschen und europäischen Gesellschaft zu negieren. In der Abgrenzung von ihnen werden daher nicht zuletzt auch Identitätsfragen der nicht-muslimischen Mehrheitsgesellschaft verhandelt. Der antimuslimische Rassismus dient dabei sowohl der Stabilisierung einer nationalen Gemeinschaftskonstruktion (Stichwort "deutsche Leitkultur") wie auch der Anrufung einer übernationalen "abendländischen" Identität.



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