Im September 1996 ergab eine telefonische Umfrage unter 800 erwachsenen
Amerikanern, dass 74 Prozent – also drei von vier Bürgern – glaubten,
die US-Regierung sei regelmäßig in geheime und verschwörerische
Aktivitäten verstrickt. Dass diese Leute nicht alle einfach „Verrückte“
oder „Spinner“ sind, davon zeugt ein weiteres Studienergebnis. Denn
„lediglich“ 29 Prozent der Befragten glaubten an Hexerei und „nur“ 10
Prozent waren der Meinung, Elvis Presley weile noch unter den Lebenden.
Wenn nun aber drei Viertel der Bürger – und das ist eine Mehrheit, die
kaum je eine Regierung hinter sich wusste – die eigene Regierung
verbrecherischer und ruchloser Aktivitäten verdächtigen, dann bedeutet
das, dass inzwischen ganz normale Leute glauben, was vor hundert Jahren
etwa, in den 1890ern, lediglich erbitterte Linksradikale behaupteten:
„Da oben stimmt etwas ganz und gar nicht!“. Das blinde Vertrauen in die
weise und gerechte Herrschaft der Oberen erodiert, das Misstrauen der
Unteren wächst und Theorien über finstere Machenschaften und
Verschwörungen haben Hochkonjunktur. Doch wie ticken
„Verschwörungstheoretiker“ und was genau sind „Verschwörungstheorien“?
Und ist es wirklich angebracht, Verschwörungstheoretiker – weil ja
vermeintlich irre und wirr im Kopf – stets umgehend mit Diskursverboten
zu belegen und also aus öffentlichen Debatten auszuschließen? Zu diesen
Fragen sprach Jens Wernicke mit dem Autor und Publizisten Mathias Bröckers, dank dessen Engagements soeben das „Lexikon der Verschwörungstheorien“ in einer Neuauflage erschien, und der, wie zuvor
bereits Friedensforscher Daniele Ganser, darauf insistiert, dass das
Stigma „Verschwörungstheoretiker“ bereits seit Jahrzehnten von den
Mächtigen dazu genutzt wird, um notwendige und berechtigte Kritik zum
Schweigen zu bringen.
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